Medien / Literatur
"Die vergessenen Säuglingsheime: Zur Geschichte der Fürsorge in Ost- und Westdeutschland" von Felix Berth
Das Säuglingsheim ist eine vergessene Institution der beiden deutschen Staaten. Häufiger als bisher angenommen waren Babys und Kleinkinder in der Nachkriegszeit dort untergebracht, manche monate- oder sogar jahrelang. Die Lebensbedingungen beeinträchtigten die kindliche Entwicklung massiv, was die damalige psychologische und psychoanalytische Forschung bald als Hospitalismus beschrieb. In der Bundesrepublik wurden die Heime deshalb in den sechziger Jahren aufgelöst; in der DDR wurden diese Erkenntnisse zunächst ebenfalls wahrgenommen, allerdings interessierten sich die Behörden nach dem Bau der Mauer 1961 nicht mehr dafür. Säuglingsheime existierten dort bis zum Jahr 1989. Die Einweisungskriterien waren nicht präzise festgelegt, was den Behörden große Handlungsspielräume gab; entsprechend stark wirkten sich auch die damaligen Moralvorstellungen aus. So waren es häufig Kinder von alleinerziehenden Müttern, von kranken oder misshandelnden Eltern, die in die Heime kamen. Weil sich die Betroffenen nicht oder nur stark eingeschränkt an ihre Zeit in den Heimen erinnern können, rekonstruiert Felix Berth anhand von Archivmaterial und damaligen wissenschaftlichen Untersuchungen die Lebensbedingungen in den Säuglingsheimen. Betroffene kommen in Interviews zu Wort und schildern ihre heutige Sicht auf die Zeit im Heim.
Die beschädigte Kindheit: Das Krippensystem der DDR und seine Folgen von Florian von Rosenberg
Verzweifelte Briefe beunruhigter Mütter, Protest und Kritik von Kinderärzten und erschreckende Studienergebnisse von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern - bislang unaufgearbeitete Quellen zeigen den bis heute als familienfreundlich wahrgenommenen Krippenalltag der DDR in einem düsteren Licht. Der Erziehungswissenschaftler Florian von Rosenberg berichtet wissenschaftlich fundiert und zugleich berührend, wie die Kleinsten der Republik einen hohen Preis für das sozialistische Prestigeprojekt zu zahlen hatten.
"Adoptierte Indianer kennen keinen Schmerz, oder doch? - Autobiografie über Verlassenwerden, Adoption und Wurzelsuche" von Sandy Graf
"Verlassen und somit im Stich gelassen zu werden von meiner leiblichen Mutter, hat zweifelsohne verbrannte Erde hinterlassen." Die kleine Sandy wächst in einer Wochenkrippe auf, nur selten holen ihre Mutter oder die Großmutter sie an den Wochenenden zu sich. Erzieherinnen nehmen dann das Mädchen mit nach Hause. Im Alter von drei Jahren wird sie endgültig verlassen – ihre Mutter gibt sie zur Adoption frei.
Der Vagus-Schlüssel zur Traumaheilung: Wie »Ehrliches Mitteilen« unser Nervensystem reguliert von Gopal Norbert Klein
Der bekannte Traumatherapeuten Gopal Norbert Klein stellt eine einfache, höchst wirksamen Heilmethode vor, das »Ehrlichen Mitteilen«: Wir teilen anderen in einem sicheren Rahmen ungefiltert mit, was in uns wahrnehmbar ist. Warum ist Ehrliches Mitteilen so heilsam? Trauma entstand, weil wir als Kind im Kontakt mit den Eltern erlebten, nicht okay zu sein. Unser Nervensystem geriet in einen Alarmzustand, der bis heute anhält. Heilung geschieht nun, sobald wir den Kontakt mit anderen Menschen endlich als sicher erleben. Wenn wir die Erfahrung machen: Egal, was in mir ist, welche Gedanken, Gefühle, Empfindungen ich habe - ich darf so sein. Der Vagusnerv wird dann aktiviert, das Nervensystem harmonisiert. Wir fühlen uns entspannt und bereit für das Leben.
Antje Beronneau "Kinderkrippen in der DDR - Ideologie, Methode, seelische Folgen" (PDF)
Nach einer Darstellung der Lebensbedingungen vor allem der berufstätigen Mütter in der DDR setzt sich die Autorin mit dem Erleben eines Kindes auseinander, dessen »Mutti früh zur Arbeit geht«. Der massive Krippenausbau in der DDR wurde von einer ideologischen Beeinflussung begleitet. Die Geschichte des Krippenausbaus, Erziehungsinhalte und der Alltag in Krippen und Heimen werden detailliert geschildert, ebenso Untersuchungsergebnisse über die körperliche und seelische Entwicklung der betreuten Kinder. Als Folge der zu frühen und oft zu langen Fremdbetreuung in den Krippen der DDR werden von der Autorin Störungen in der Entwicklung des psychischen Selbst angenommen. Diese führen dann bei den Betroffenen zu ganz anderen psychischen Konfigurationen, als bei Kindern die kontinuierlich und mit guten emotionalen Erfahrungen, die verdaut und contained werden können, aufwachsen.
"Wochenkrippen und Kinderwochenheime in der DDR" für Deutschland Archiv von Ute Stary (ehem. Bendt)
In der DDR gab es eine Vielzahl unterschiedlicher Institutionen, die eine außerfamiliäre Betreuung von Kindern jeden Alters ermöglichten, wie beispielsweise Säuglingsheime, Tageskrippen, Saisonkrippen, Erntekindergärten, Kindergärten, Kinderheime, Vorschulheime oder Horte. Eine besondere Betreuungsform waren die Wochenkrippen und Kinderwochenheime. Diesem Modell der DDR-Erziehung widmet sich Ute Stary.
"Ab jetzt ist Ruhe: Roman meiner fabelhaften Familie" von Marion Brasch
Es ist die »große Erzählung einer untergegangenen Welt« namens DDR, die zu zahlreichen Diskussionen, Filmen und Theaterproduktionen rund um die Familie Brasch geführt hat. Marion Braschs Vater war stellvertretender Kulturminister der DDR, die Brüder, darunter Thomas Brasch, wurden als Schriftsteller, Dramatiker und Schauspieler bekannt. Mit überraschender Leichtigkeit erzählt die »kleine Schwester« die dramatischen Ereignisse in ihrer Familie.
Krippen-Kinder in der DDR: Frühe Kindheitserfahrungen und ihre Folgen für die Persönlichkeitsentwicklung und Gesundheit von Agathe Israel
Das Buch vermittelt denjenigen, die mit der Frühbetreuung von Kleinkindern zu tun haben oder ihre eigenen Kinder in eine Krippe geben wollen, wertvolle psychoanalytische Erkenntnisse anhand der Erfahrungen aus der DDR. In dem Buch wird den Auswirkungen der frühen Krippenbetreuung nachgegangen. Dabei wird besonders der körperlich-seelischen Gesundheit und der Persönlichkeitsentwicklung Aufmerksamkeit geschenkt. Der spätere Einfluss auf die eigene Elternschaft durch die Verschränkung von familiären, institutionellen und subjektiven Faktoren wird hervorgehoben. Die Befunde dieser qualitativen Untersuchungen stellen die Autorinnen und der Autor in den Kontext aktueller entwicklungspsychologischer Erkenntnisse und psychoanalytischer Konzepte. Besonderer Wert wird auf den Bezug zu der aktuellen Betreuungsdebatte von Kleinkindern gelegt.
Krippenbetreuung in der DDR - Sozialpolitischer und ideologischer Kontext von Agathe Israel
In dem Buch wird den Auswirkungen der frühen Krippenbetreuung nachgegangen. Dabei wird besonders der körperlich-seelischen Gesundheit und der Persönlichkeitsentwicklung Aufmerksamkeit geschenkt. Der spätere Einfluss auf die eigene Elternschaft durch die Verschränkung von familiären, institutionellen und subjektiven Faktoren wird hervorgehoben. Die Befunde dieser qualitativen Untersuchungen stellen die Autorinnen und der Autor in den Kontext aktueller entwicklungspsychologischer Erkenntnisse und psychoanalytischer Konzepte. Besonderer Wert wird auf den Bezug zu der aktuellen Betreuungsdebatte von Kleinkindern gelegt. Die Ergebnisse betonen die Qualität der Beziehungen in den Einrichtungen und messen der Bewältigung von Entwicklungsschritten der Kinder eine zentrale Bedeutung bei. Mit Beiträgen von Agathe Israel, Ingrid Kerz-Rühling, Luise Köhler, Irene Misselwitz, Peter Vogelsänger und Dagmar Völker
Karl Zwiener: Kinderkrippen in der DDR, Verlag Deutsches Jugendinstitut
Einflüsse von Familie und Gesundheit bei Krippenkindern. Eine Untersuchung aus 100 Krippenkindern der DDR
Zdeněk Matějček, Josef Langmeier: Psychische Deprivation im Kindesalter – Kinder ohne Liebe, Urban & Schwarzenberg Verlag, München
Leitfaden für die Erziehung in Krippen und Heimen von Prof. Dr. E. Schmidt-Kolmer, VEB Verlag Volk und Gesundheit, Berlin
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