Wochenkinder waren Kinder, die in der DDR nach dem staatlich gewährten Mutterschutz in einer Wochenkrippe oder einem Kinderwochenheim betreut worden sind.
Diese website soll über das System der Wochenkindereinrichtungen der DDR informieren. Da es sich um ein laufendes Forschungsprojekt handelt werden die Informationen ständig ergänzt. Dabei werden wir auch auf aktuelle Veröffentlichungen hinweisen.
Grundinformationen:
Zu Beginn erfolgte die Betreuung ab der 6. Lebenswoche, später ab dem 3. Lebensmonat. 1986 wurde in der DDR das Babyjahr eingeführt – d.h. dass die Mütter bezahlt ein Jahr lang ihre Kinder betreuuen konnten.
Wochenkrippe:
In der Wochenkrippe wurden Kinder bis zum 3. Lebensjahr betreut. Das Eintrittsalter begann zunächst bei 6 Wochen. Später veränderten die sozialpolitischen Maßnahmen der DDR das Eintrittsalter.
Im Unterschied zu Tageskrippen verblieben die Wochenkinder von Montagmorgen bis Freitag oder Samstag komplett in der Einrichtung – auch über Nacht.
Kinderwochenheim:
Nach dem 3. Geburtstag wechselten die Kinder entweder in einen Kindergarten mit Tagesbetreuung oder in ein Kinderwochenheim, wo die wochenweise Unterbringung bis zur Einschulung fortgesetzt wurde. Außerdem gab es in ländlichen Regionen noch Saisonheime, in denen Kinder während der Erntezeit weitgehend durchgängig betreut worden sind.
Zu Beginn waren die Wochenheime bis zum 14. Lebensjahr zuständig. Später wurden die Kinder im schulfähigen Alter in Internaten untergebracht. Die Wochenheime waren nun für die Kinder ab dem 3. Geburtstag bis zur Einschulung zuständig.
Wochenkind zu sein – das bedeutete, in der Regel an fünf Tagen und Nächten in der Woche in der Einrichtung zu verbleiben. Die Kinder wurden von ausgebildeten Erzieher*innen oder Säuglingskrankenschwestern betreut, gefüttert und umfänglich versorgt.
Auf dem Gebiet der DDR gab es Wochenkrippen und Kinderwochenheime von 1951 bis 1992.
ln den 1960er Jahre wurden beispielsweise mehr als 36.000 Wochenkrippenplätze angeboten.
Den werktätigen Eltern sollte so die Verbindung zwischen Beruf und Elternschaft erleichtert werden.
Im Rahmen verschiedener Untersuchungen wurden bereits in den 60er und 70er Jahren die Folgen unterschiedlicher Betreuungsformen für die Entwicklung der Kinder verglichen.
Dabei stellte sich heraus, dass die wochenweise Unterbringung zu diversen Problemen bei den Kindern führte, insbesondere im Bereich Gesundheit und Sprachentwicklung.
Forschungsprojekt:
Die nun laufende aktuelle Forschung geht unter anderem der Frage nach, ob die wöchentliche Betreuungsform Auswirkung auf den weiteren Lebensweg der damaligen Kinder hatte. Diese Forschung ist Peer-geleitet und wird durch keine politische Institution finanziert oder beeinflusst. Fachlich begleitet wird diese Arbeit durch die Hochschule Fulda (Fachbereich Sozialwesen) sowie durch zahlreiche Wissenschaftler aus Ost und West aus den Bereichen Sozialwissenschaft, Pädiatrie und Psychologie.
Der erste Teil des Forschungsprojektes beschäftigt sich mit der konkreten Situation in Dresden.
Dafür wurden die Archivalien der Gesundheitsämter sowie der Schulämter ausgewertet. Dabei zeigte sich, dass 1965 für ca. 21.000 Kindern im krippenfähigen Alter nur für etwa 2.844 Kinder ein Krippenplatz zur Verfügung stand. Reichlich 1.300 Plätze davon waren in Wochenkrippen. Die meisten dieser Plätze wurden durch Betriebe bereitgestellt. Ab Mitte der 60er Jahre wurden zunehmend Tageskrippenplätze geschaffen. Die Bedeutung der Wochenkrippenplätze sank vor allem in den 80er Jahren. Die letzte (betriebliche) Wochenkrippe schloss in Dresden im Jahr 1992.
Kinderwochenheimplätze (für 3-6jährige Kinder) gab es in deutlich geringerer Zahl. Da sie zu DDR-Zeiten statistisch nicht erfasst wurden, ist eine genaue Aussage zu den Plätzen nicht möglich.
Am Donnerstag, 19.9.2019, 18 Uhr wurden die ersten Ergebnisse dieses Projektes vorgestellt
im Stadtarchiv Dresden, Elisabeth-Boer-Str. 1, 01099 Dresden
Mehr Informationen hier
Das Ergebnis dieser Forschungsarbeit steht seit September 2019 der Öffentlichkeit zur Verfügung
und kann hier erworben werden:
Masterthesis (Die Masterthesis wurde mit 1,0 bewertet.)
Das System der Wochenunterbringung von 0-6jährigen Kindern in der DDR unter Beachtung negativer und positiver Attribution in erzählten Biographien von Wochenkindern
Untersuchung am Fallbeispiel Dresden
von Heike Liebsch
245 Seiten PDF mit Copyright
Schutzgebühr 15,80 EUR
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